Man muss nicht lange darum herumreden: auf der Tour de Non gibt es einige Passagen, wo das Bike auch mal geschoben oder sogar getragen werden muss.
Mit einem
normalen MTB unterbrechen solche Stellen den Fahrfluss, aber im Grunde ist das kein größeres Hindernis für einen „Biobiker“ und 150 Höhenmeter mit dem Bike auf dem Buckel gehören zu einer
alpinen Tour im Hochgebirge fast schon zum guten Ton dazu.
Mit einem
schweren motorisierten Fahrrad wird das aber schon zu einer schweißtreibenden und zuweilen nervenaufreibenden Unternehmung, bei der man sich öfter die Frage nach dem Sinn stellt.
Hinzu kommt, dass entlang der
Kammlinie der Mendel und des
Monte Roen viele Wege äußerst schmal und stellenweise ausgesetzt verlaufen und stark
erosionsgefährdet sind und uns das Aufkommen schwerer Fahrräder in diesen sensiblen Zonen nicht angeraten erscheint.
Und dann wäre da noch die Frage nach der Reichweite!
Ladestationen für Pedelec-Akkus wird man auf den Höhenlagen der Tour de Non vergeblich suchen. Die wenigen,
verstreut liegenden Einkehralmen sind (noch) nicht auf so eine Nachfrage vorbereitet. Ob man seinen Akku also bei einer Rast nachladen können wird, hängt wahrscheinlich von der speziellen Situation und Lage des Lokales ab, der Bereitschaft der Almbetreiber und nicht zuletzt auch von der Versorgungssituation der Alm selbst mit Strom.
Man sollte nicht vergessen, dass die Bewirtschaftung der Almen im Grunde ein Zubrot für die Betreiber ist, neben ihrer hauptsächlichen Aufgabe der
Sömmerei. Sicherer ist man als Ebiker unterwegs, wenn man einen
zweiten Akku dabei hat und man die Tour so plant, dass regelmäßig Ortschaften erreicht werden, wo man in ganz normalen Gaststätten pausieren und nach Stromtanken nachfragen kann.
Wir haben deshalb versucht,
einen Streckenvorschlag zu entwerfen, bei dem die kritischen Stellen umfahren werden. Auch dabei akkumuliert man 155 Kilometer in 4 Etappen (und nimmt man noch die Varianten im Westen in den Brenta-Naturpark hinzu, dann addiert sich die Leistung auf nahezu 200 Kilometer).
Der GPS-Track ist online und die darin enthaltenden numerierten
Waypoints wurden zum besseren Verständnis eingefügt.
1. Cles - Unsere Liebe Frau im Walde (Senale)
Im Aufstieg zum
Brezner Joch kann man zwischen der Normalauffahrt vom Sportplatz Cloz zum Clozner Jöchl (WP 17-20) und der Variante über Tregiovo und Laurein wählen (WP 10-16; aus der MEDIUM-Variante). Letztere ist etwas weniger steil und bewältigt den Aufstieg vornehmlich auf geteerten Nebenstraßen.
Laureiner Alm (WP 23): Hier verlässt unser Ebike-Streckenvorschlag die Originalroute, da diese durch mehrere sumpfige Senken und auf steinigen Wegen über Waldkuppen führt, die stellenweise geschoben werden müssen.
Man fährt auf breiter Schotterstraße ab zum großen Wanderparkplatz (WP 24) am Südportal des Scheiteltunnels am
Hofmahdjoch (Passo Castrin).
a.) Im Sattel fahrend gelangt man auf die Südtiroler Seite nur durch den Umweg durch den Tunnel (WP 27-34). Beleuchtung ist ratsam. Man verliert dabei auf der Teerstraße an Höhe, kann diese aber relativ leicht wieder Richtung Castrinalm zurückerobern.
b.) Wesentlich kürzer ist der direkte Weg auf dem Wanderpfad 133, der über die Tunnelröhre hinauf zu den Almwiesen am Hofmahdjoch führt (WP 24-26). Allerdings muss diese Passage weitgehend geschoben werden. Der Weg ist stellenweise stark erodiert und schon bergab nicht gänzlich fahrbar. In Bergaufrichtung wird das bis WP 25 ein veritabler Kraftakt.
Castrinwiesen/Hofmahdjoch: Auch in der Abfahrt vom Hofmahdjoch auf breiter Forststraße Richtung Unsere Liebe Frau im Walde (WP 35-41) verlässt die Ebike-Variante die Originalroute und führt über das Rifugio Arnika und die Regole di Castelfondo auf einer weiten Schleife ans Etappenziel. Der Proveiser Steig der Originalroute ist für Ebiker nur schwer vermittelbar: umgestürzte Bäume und größere Felsbrocken machen einem da das Leben schwer.
2. Unsere Liebe Frau im Walde - Malga di Romeno
Auch die zweite Etappe beginnt gleich mit einer Routenänderung gegenüber der Originalstrecke: Auf den Aufstieg zum Gampenpass mit der anschließenden Tragestrecke hinauf zur Mittagsscharte verzichten Ebiker vermutlich gerne. Anstattdessen fährt man auf der historischen Paßstraße erstmal ein Stück Richtung Fondo bergab, bis man kurz vor Sankt Felix den Abzweig zu den
Lochmannhöfen findet. Es geht nun bergauf, man quert die Staatsstraße und erklimmt die Höhenmeter zur
Felixer Alm nunmehr auf Forststraße. Ein paar Treppenstufen bei der Felixer Alm sind kein Weltuntergang, dafür entschädigt der sensationelle Kuchen aus der Küche. (WP 41-44)
In der Weiterfahrt vom Felixer Weiher (WP 45-51) hinauf zum Gantkofel (Monte Macaion) nehmen Ebiker den mit geringem Höhenverlust gekennzeichneten
Umweg über die Malga di Fondo (Einkehrmöglichkeit), um anschließend komplett auf Forststraße zum Gantkofel hinaufzufahren. Dies vermeidet den teilweise schmalen und mit engen Kehren versehenen Waldtrail der Originalroute.
Gantkofel (Monte Macaion): Kommt man mit dem Ebike noch relativ problemlos zum Gantkofel hinauf, erweist sich der Weiterweg in südliche Richtung schon als schwieriger: entlang des Kamms Richtung Penegal sind Kuppen und Senken zu überwinden, Schiebepassagen inklusive, teils sind die Wege sehr schmal, luftig und ausgesetzt und erodiert. Es erscheint uns daher sinnvoller, diese Schwierigkeiten westwärts zu umschiffen.
Auf Forststraße geht es bergab
Richtung Fondo, ehe man im Tal des Rio Sass die verlorene Höhe wieder über eine sehr steile Waldstraße zurückgewinnen muss (WP 51-59). Auf dem Weg zu den Regole di Malosco wird man froh über den Motor am Bike sein.
Regole di Malosco: Auf der Originalroute hinauf zum Mendelpass gibt es einige kurze Schiebepassagen. Nichts dramatisches, aber man kann das auf unserer Variante umfahren (WP 59-62): Dazu nimmt man den schönen Waldweg in südliche Richtung, bis man kurz vor dem Nordischen Langlaufzentrum am
Hotel Paradiso die Staatsstraße SS42 erreicht. Bei WP 61 muss man Richtung Tranzi (WP 62) abzweigen und stößt dann dort auf die Originalroute des Wassersteigs, dem man bis zum Mendelpass folgt (WP 62-66).
Bis zum Etappenziel Malga di Romeno kann man komplett auf der Originalstrecke fahren (WP 66-69).
3. Malga di Romeno – Sporminore
Die Aussicht vom Monte Roen ist den Aufstieg wert, aber wir betonen gerne das Wort Aufstieg, denn auch mit einem Ebike wird man die 300 Höhenmeter hinauf zum Gipfel (WP 70-74) nicht komplett fahren können. Dazu gibt es nach dem Abzweig zur
Malga di Smarano (WP 71) einfach zu viele verblockte Felsstufen, grobes Geröll und verschlungenes Latschengeäst, das ein Vorwärtskommen erschwert. Der Weiterweg entlang des Kamms in südliche Richtung erscheint uns dann wegen des erhöhten Wandereraufkommens, der sensiblen Umgebung, der luftigen Ausgesetztheit und der stark
erodierten Steilpassagen als suboptimal für schweres Gerät. Nicht verschwiegen werden soll außerdem, dass in diesem Bereich bis zur Scharte Bocca di Val Calana mehrere Fahrverbotsabschnitte auch Normalbiker zum Schieben verdonnern.
Es ist daher günstiger, wieder zur Malga di Romeno zurückzukehren (WP 75-76) und dort auf die Umfahrung über
die Almen des Monte Roen einzuschwenken (WP 76-80). Dabei verliert man zwar an Höhe – aber wozu hat man einen Motor am Rad? An der großen Wegekreuzung unterhalb der
Malga di Sanzeno (WP 80) biegt man auf eine Wiesenfahrspur in südliche Richtung ab und erreicht nach einem kurzen Wiederaufschwung bei WP 82 die steile Rampe der
Malga di Smarano. Man hält sich weiter südwärts bergab bis ins Tal des Rio Verdès (WP 84), wo sich die Auffahrt zur alten und unbewirtschafteten Alm
Malga di Coredo (WP 85) anschließt. Ab hier geht es nun weiter auf wieder flacheren Waldsträßchen in südliche Richtung zur neuen und bewirtschafteten Alm
Malga Nuova di Coredo (WP 85-87). Über eine gute Fahrstraße und das Val de Lama erreicht man in der Nähe des
Rifugio Predaia wieder die Originalstrecke der Tour de Non (WP 87-92).
Nun geht es erstmal ein langes Stück auf der Originalstrecke weiter, ehe wir uns kurz vor dem
Schloss Thun bei WP 104 für die leichtere Variante der Medium-Tour entscheiden. In der Abfahrt vom Castel nehmen wir den Bewirtschaftungsweg hinunter ins Dorf Vigo di Ton (WP 109-111), ehe wir bei WP 112 wieder auf den Sentiero Frassati stoßen.
Hat man den verwirrenden Kreisverkehr der Rocchetta (WP 123-124) erst einmal überstanden, ist die nächste Veränderung erst wieder bei
Maso Milano (WP 126) zu beachten: Die Rampen durch die steilen Apfelplantagen der direkten Auffahrt (WP 127-129) werden nur motorisierten Bikern Freude bereiten. Die einfachere Auffahrt zur Dolomiti di Brenta Bike-Trasse führt über die Fischzucht Baita Marnara (Bar) und das Gehöft Tre Tini.
4. Sporminore – Cles
Im Unterschied zu den vorhergehenden Etappen sind im Westen des Nonstals entlang der Brenta mit Motorunterstützung sogar Erweiterungen drin. Führt die Originalroute der Tour de Non oberhalb der weitläufigen Apfelfelder schnurstracks in nördlicher Richtung auf der DBB-Trasse zum Ziel und Ausgangspunkt Cles zurück, kann man mit ausreichend Power im Tank über zusätzliche Höhenmeter hinauf in die Brenta nachdenken.
Malga Arza: Für die Auffahrt zur Malga Arza würden wir den Gegenuhrzeigersinn empfehlen, da es dann auf Teerstraße bergauf geht und auf Forststraße bergab. Abzweig wäre in diesem Fall oberhalb von Cunevo bei WP 142. Die Straße ist schmal und darf auch von normalen PKWs befahren werden. Am Parkplatz (WP 145) hat man dann die Höhe und schnell die unbewirtschaftete Alm (WP 146) erreicht. Zunächst geht es coupiert weiter, ehe die Wegegabelung bei WP 147 die steile Abfahrt einläutet. Einen kurzen Abstecher sollte man der Einsiedelei Eremo di S Pancrazio (WP 150) gönnen. Nach einer weiteren steilen Betonrampe bergab gelangt man wieder auf die Brenta-Route.
Tovelsee: Auch der Abstecher zum idyllisch inmitten des Naturparks gelegenen Tovelsee ist mit zusätzlichem Kraftpaket am Rad einfach zu bewerkstelligen. Oberhalb von Terres geht es direkt nach dem Wasserspeichersee für die Apfelplantagenbewässerung (WP 161) in den ungewöhnlichen Druckstollentunnel
Galleria di Terres (WP 170), mit dem der Berg auf 2 Kilometern Länge ins Toveltal (WP 171) durchtrennt wird. Auf einer geteerten Mautstraße geht es nun bergwärts bis zum Tovelsee (WP 172-174). Zurück geht es auf selber Strecke.
Malga Tuena: An der Mautstelle (WP 175) beim Restaurant Capriolo könnte man noch eine zusätzliche Hin- und Rückfahrt zur bewirtschafteten Malga Tuena (WP 179) einbauen.
Rifugio Peller: Schon fast am Ziel in Cles angekommen, kann man noch eine Extrarunde zum Rifugio Peller unterhalb des gleichnamigen Berges anhängen. Aber Achtung: obwohl die Auffahrt ab der Kreuzung am Wanderparkplatz Bersaglio (WP 191) technisch eher leicht ist, müssen 1200 Höhenmeter am Stück bezwungen werden (WP 191-201). Wohl dem, der einen Ersatzakku im Gepäck hat. Oben bietet sich eine Zusatzübernachtung auf der Alpenvereinshütte an. Hinunter geht es dann nach dem Lago di Verdè auf alten Karrenwegen und steilen Ochsenpfaden Richtung Mechel (WP 207-219).